
Zweitagestour Landwassereck – Schutterquelle – Waldkirch
Tag 1: circa 21 km und 470 Höhenmeter
Tag 2: circa 20 km und 330 Höhenmeter
Die Tour verläuft entlang des Zweitälersteigs und entspricht größtenteils den Etappen 4 und 5. Abgesehen von einigen kurzen Abschnitten ist die Steigung gemäßigt und die Wege bequem begehbar. Der Weg führt hauptsächlich durch lichte Wälder, am Waldrand entlang und über Wiesen und ist von weiten Aussichten geprägt. Ist auch bei heißem Wetter angenehm, da er viel im Halbschatten verläuft und es teilweise recht windig ist. Sonnenschutz ist empfehlenswert.

Heute probiere ich mal etwas Neues aus: alleine wandern, gemeinsames Nachtlager. Sascha und ich wandern aus unterschiedlichen Richtungen los, treffen uns zur Übernachtung an der Schutterquelle und wandern am nächsten Tag dorthin weiter, wo der jeweils andere gestartet ist. Wir genießen es beide sehr, alleine zu laufen, wissen aber gute Gesellschaft am Lagerfeuer durchaus zu schätzen.
Jonas bringt mich zum Landwassereck, meinem Startpunkt, während Sascha von Waldkirch losläuft. Ursprünglich wollte ich in Hornberg starten, was eine Tagesdistanz von 30km bedeutet hätte. Doch der Aufbruch verzögert sich, und bis ich loskomme ist es nach zwölf, daher beschließe ich, auf 20km zu reduzieren. Ich möchte mir heute Zeit lassen, Pausen machen, die Natur genießen und trotzdem vor sieben an der Schutterquelle sein.

Damit es sich bei der für eine Ganztagestour mäßigen Distanz dennoch etwas sportlich anfühlt, laufe ich mit ordentlich Gewicht. 23 Kilo wiegt mein Rucksack beim Start. Ein gutes Training für den Sommer. Ich plane, eine Woche komplett autark wandern zu gehen, mit Wasserfilter, Vorräten und entsprechender Ausrüstung, um mich von Ortschaften und Ansiedlungen fern halten zu können. Daher kann es nicht schaden wenn ich jetzt schon ausprobiere, wie viel Gewicht ich tragen kann, ohne mich zu übernehmen.
Für die heutige Wanderung hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass ich Dinge mitnehmen kann, die unnötig luxuriös sind, aber dennoch nett. Zum Beispiel eine Flasche Wein für einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer, oder ein Espressokännchen statt Instantkaffee. Und natürlich meine Reiseukulele. Außerdem ist es auch praktisch, meinen neuen Rucksack unter realen Gewichtsbedingungen zu testen.

Und los. Kaum hab ich die Straße hinter mir gelassen begrüßt mich schon das erste Schwarzwaldpanorama. Sattgrüne Wiesen voller Wildblumen, strahlend blauer Himmel und sanft geschwungene Bergketten im Hintergrund. Der Weg führt in ein lichtes Wäldchen hinein und ich merke, wie die Anspannung der letzten Woche hinter mir zurückbleibt. Ich spüre die Wärme der Sonne auf der Haut, lausche den Geräuschen des Waldes und atme tief durch. Endlich wieder unterwegs.

Auf den nächsten Metern befasse ich mich mit dem Rucksack. Ich probiere ein Weilchen herum bis ich alle Riemen und Schnallen ideal eingestellt habe. Mit der Hauptlast des Gewichts auf der Hüfte ist das Laufen sehr angenehm. Auf ebener Strecke spüre ich eigentlich gar nicht, dass ich 23 Kilo trage. Bergauf merke ich schon, dass es eine intensivere Belastung ist, doch es ist ein willkommenes Gefühl. In der letzten Zeit habe ich das normale Wandern als immer weniger anstrengend empfunden. Daher versuche ich jetzt, neue Belastungsreize zu setzen. Wie problemlos die 43 Kilometer waren und dass ich am nächsten Tag topfit war, hat mich etwas überrascht. Mein Körper kann wohl schon mehr, als ich dachte. Mal schauen wie mir das Wandern mit Gewicht bekommt.

Heute will ich mir Zeit lassen. Es ist so schön hier. Ich möchte bis sieben Uhr an der Schutterquelle sein, der Rest ist egal. Ich laufe langsam, genieße die Natur und mache zweimal Pause, als ich an besonders einladenden Bänken vorbeikomme. Die lichten Wälder, durch die der Wald hauptsächlich führt, sind perfekt für das sonnige Wetter. Die Sonne brennt um diese Tageszeit, doch im Halbschatten ist es sehr angenehm. Ich hänge meinen Gedanken nach.

Mir begegnen einige andere Menschen, Wanderer aber auch Radfahrer. Es ist immer wieder interessant, wie die Leute reagieren, wenn ich als Frau alleine unterwegs bin. Vor allem, wenn es dank der Isomatte auf dem Rücken offensichtlich ist, dass es eine Mehrtagestour ist. Manche fragen höflich nach. Andere sind da etwas taktloser. Ob der Schlafsack eine Attrappe sei oder ob ich ernsthaft vorhätte, draußen zu schlafen. In männlicher Begleitung gibt es solche Fragen nicht. Manche sind auch ganz süß. Ein älteres Paar feuert mich enthusiastisch an und reckt die Daumen in die Höhe als ich vorbeilaufe.
Der Weg führt teilweise über Asphalt, teils über Waldwege. An ein paar Stellen ist er etwas verwurzelt, aber größtenteils sehr bequem begehbar. Eigentlich mag ich abenteuerliche Pfade lieber, aber irgendwie ist es auch mal ganz schön, bequem den Weg langzutrotten und die Gedanken schweifen zu lassen. Das einzige, was die Schönheit der Natur etwas trübt sind die Motocrossfahrer, die mich irgendwann mit ohrenbetäubendem Geknatter überholen. Ich bin ja eigentlich der Meinung, dass der Wald von allen für aktive Freizeit genutzt werden darf. Doch der Lärm, der noch lange durch das Tal hallt und der penetrante Abgasgeruch stören den Frieden im Wald ziemlich.

Als ich kurz vor sieben bei der Schutterquelle eintreffe, ist Sascha schon dabei, Holz zu sammeln. Wir richten unsere Nachtlager im Wald oberhalb der Lichtung ein, bevor wir uns an die Feuerstelle setzen.

Zum Essen gibt es Gemüseeintopf mit Couscous und Salami und geröstetes Fladenbrot und dazu Rotwein. Die Wiese liegt Richtung Westen. Den Sonnenuntergang selbst sieht man wegen der Bäume nicht, doch die Silhouette der Tannen vor dem Abendhimmel ist auch ein schöner Anblick.

Feuer machen, damit kochen, unter dem funkelnden Sternenhimmel, der so viel beeindruckender ist, als in der Stadt und es sich dann in der Hängematte unter freiem Himmel bequem machen. Das ist ein Gefühl von Freiheit, intensiv und unmittelbar. Nicht auf Pensionen, Schutzhütte und Einkehrmöglichkeiten angewiesen zu sein. Unabhängig von anderen, autark zu sein, nichts und niemanden zu brauchen. Mit sich selbst im Reinen sein und die eigene Gesellschaft genießen. Den Körper zu fordern und über sich hinauszuwachsen. Das alles bedeutet Wandern für mich. Deshalb laufe ich länger, weiter, öfter oder mit mehr Gewicht auf dem Rücken, als die meisten Menschen es freiwillig tun würden. Um das voll und ganz auszukosten.

Am nächsten Morgen wache ich kurz vor sieben auf. Recht spät fürs draußen schlafen, wenn es schon früher hell wird. Ich habe ausgezeichnet geschlafen, und obwohl wir noch bis zwei Uhr am Feuer saßen, fühle ich mich fit und ausgeruht. Ein Blick Richtung Wiese verrät mir, das wir in 1-2 Stunden volle Sonne an der Feuerstelle haben werden. Ich bleib noch ein Weilchen in der Hängematte liegen, bis auch Sascha irgendwann aufwacht. Wir brechen unsere Nachtlager ab und setzen uns an die Feuerstelle. Zum Frühstück gibt es ausgezeichneten Espresso, Vanillewaffeln und Butterbrezeln. Ein Hoch auf überflüssigen Luxus. Den Abwasch erledigen wir an der Quelle, wo wir auch unsere Wasservorräte auffüllen.

Am späten Vormittag packen wir zusammen und brechen auf. Sascha in Richtung Landwassereck, ich nach Waldkirch. Die Blase, die ich mir gestern gelaufen habe, tut trotz Blasenpflaster noch weh, deshalb spar ich mir den Abstecher zum Hünersedelturm. Ich versuche, einen Schnitt von 4 km/h zu laufen und mache nur eine kurze Pause um etwas zu essen und meinen Trinkschlauch aufzufüllen. Wobei ich natürlich immer wieder kurz stehenbleibe um Fotos zu machen. Nach der Hälfte der Strecke etwa merke ich allmählich das Gewicht immer stärker. Nicht unangenehm, aber ich werde morgen wahrscheinlich etwas Muskelkater haben. Für den Rücken ist das super, besonders nach der sitzlastigen Woche.

Es ist richtig viel los auf der Strecke. Kein Wunder, an einem Sonntag und bei so schönem Wetter. Streckenweise kommt man aus dem Grüßen kaum heraus. Ich laufe ein konstante Tempo. Mein Plan ist es, vor fünf in Waldkirch anzukommen. Saschas Auto steht in Waldkirch, wir haben ausgemacht, dass ich ihn in Landwassereck abhole und ich will nicht, dass er zu lange warten muss.

Auf den letzten Kilometern wird es zunehmend anstrengend. Die Blase fühlt sich nicht gut an, meine Füße spüren das zusätzliche Gewicht mittlerweile recht deutlich und ich merke die Erschöpfung. Auch wenn alles im grünen Bereich ist, bin ich doch froh, als ich am Ziel bin. Auf dem Waldkircher Marktplatz angekommen gibt’s erstmal ein Eis, bevor ich mich ins Auto Richtung Landwassereck setze, um Sascha abzuholen. Wieder einmal ein tolles Wanderwochenende.